Im Frühling stehen die Chancen gut, dass Du im Garten auf den Ölkäfer triffst. Das relativ große und mehrere Zentimeter lange Insekt ist ein echter Brummer und sehr auffällig. Salopp gesagt, der blau schwarz schillernde Käfer mit dicken Hinterteil ist nicht zu übersehen. Doch Vorsicht, spielen solltest Du mit ihm nicht. Der 6-beinige Gartenbewohner ist giftig!
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Da habe ich nicht schlecht gestaunt, als mir beim letzten Besuch bei meinen Eltern plötzlich dieses Insekt über den Weg lief. Ich wollte gerade ins Auto einsteigen und da war es. Vorerst getarnt als großer schwarzer, herumwuselnder Fleck auf der gepflasterten Einfahrt, erregte das Tier schnell mein Interesse. Das kann doch fast nicht sein, sagte ich zu meinem Mann, aber ich glaube, ein richtig giftiges Insekt hat sich hier jetzt breit gemacht.
Als ich ein Kind war, gab es diese Käfer definitv nicht im Garten. Die klimatischen Bedingungen waren einfach andere. Nun ist Obacht geboten beim Gärtnern. Arbeiten ohne Handschuhe sollte vermieden werden und auch den Kindern haben wir erklärt, dass sie aufpassen müssen. Denn das Tierchen war natürlich kein Einzelgänger.
Wer oder was ist der Ölkäfer?
Beim Ölkäfer handelt es sich um ein etwa 5 cm langes, fingerdickes Tierchen (ausgehend von meinen Fingern). Die Grundfarbe ist schwarz mit schillernden, blauen Reflexionen. Diese sind vor allem deutlich bei Sonnenschein zu erkennen. Die Flügel sind bei den meisten Arten sichtbar verkürzt. Dies hat zur Folge, dass sie flugunfähig sind. Aber dafür sind sie umso bessere Läufer. Zumindest mein Forschungsobjekt im Garten meiner Eltern war sehr flott per pedes (zu Fuß) unterwegs.
Der bei uns am Häufigsten vorkommende Vertreter dieser Art ist der schwarzblaue Ölkäfer. Diesen habe auch ich für diesen Beitrag fotografiert. Die Familie der Meloidae, zu welchen er gehört, ist laut Wikipedia mit 37 Arten in Mitteleuropa vertreten. Sie alle sind giftig.
In diesem kurzen Video kannst Du ihn ein wenig in Aktion beobachten:
Charakteristisch für diese Tiere ist, dass sie bei Gefahr die ölige Substanz, das Cantharidin über Poren und Gelenke absondern. Auf diese Eigenschaft ist auch ihr Name zurückzuführen.
Ein erwachsener Käfer enthält dabei so viel Gift, um einen Menschen zu töten. Sagt zumindest, laut Wikipedia, die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Der deutsche NABU sieht es gelassener und führt auf seiner Seite an, dass keine tödlich verlaufenden Vergiftungen bei Menschen und Tieren bekannt seien. Experimente würde ich mit diesem Getier trotzdem keine wagen. Denn nach unterschiedlichen Quellen kann das Gift unter anderem Nierenversagen auslösen.
Generell gilt, Berührungen sollten tunlichst vermieden werden. Denn das Gift reizt zumindest die Haut und führt zur Blasenbildung. Darauf ist auch eine weitere Bezeichnung für ihn, nämlich Blasenkäfer, zurückzuführen. Weitere Namen sind Pflasterkäfer oder Maiwurm.
Meine Begegnung mit ihm
Als ich ein Exemplar mit einer kleinen Schaufel anstupste, war allerdings die erste Reaktion, dass es sich tot stellte. Es verharrte einige Minuten regungslos in geduckter Position bevor es sich zügig vom Acker machte.
Welchen Lebensraum bevorzugen diese Insekten?
Die Ölkäfer lieben, laut Wikipedia, trockene Hänge, Laubwälder sowie versteppte Wiesen. Kein Wunder, dass sie sich im steirischen Garten so wohl fühlen. Denn in den letzten Jahren gab es dort immer weniger Niederschlag und die in der prallen Sonne gelegenen Kuppen wurden zunehmend trockener. Sie teilen sich nun den Lebensraum mit zirpenden Feldgrillen. Hier im salzburgischen Moorboden habe ich sie bislang noch nicht entdeckt. Ein wenig froh bin ich darüber schon, denn dann muss ich mir weniger Sorgen machen, wenn die Kinder im Garten spielen.
Besonders aktiv bei Sonnenschein
Das erste Exemplar habe ich an einem sonnigen Vormittag mitten auf der gepflasterten Einfahrt entdeckt. Ich hatte grundsätzlich den Eindruck, dass der Ölkäfer bei viel Sonnenschein am Aktivsten war. Denn auch der Rest der Sippe, welcher in erster Linie nahe der Steinstiege anzutreffen war, genoss die Wärme und war bei einbrechender Dämmerung rasch verschwunden.
Besonders beliebt schienen auch die Übergänge zwischen Asphalt und Wiese zu sein. Dort ist die Erde nämlich schön locker, ja fast schon sandig.
Dicke und dünne Exemplare
Auffällig ist, ein und denselben Käfer gibt es auf den ersten Blick einmal in dick und einmal in dünn. Aber für den Unterschied gibt es eine einfache Erklärung. Der besonders auffällige, dicke Hinterleib gehört den Weibchen. Im Frühling sind sehr leicht daran zu erkennen. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich darin zahlreiche Eier. Genau genommen sind es mehrere 1000.
Eine gefährdete Art
Obwohl die Insekten zwar viele Eier legen, stehen sie auf der Liste der gefährdeten Tierarten. Grund dafür ist ihre komplizierte Entwicklung. Der Käfer erreicht das adulte Stadium nur, wenn seine Larven, die auf Blüten leben, als blinde Passagiere von bestimmten Wildbienenarten in deren Nester gebracht werden. Dort fressen sie zuerst die Gelege dieser Bienen und anschließend die Vorräte. Den Winter über verbringen sie im Boden und schlüpfen im kommenden Frühling als fertiger Ölkäfer. Und der Lebenskreis beginnt von vorne.
Die Lebensspanne des Insekts ist allerdings recht kurz. Nach etwa einem Monat fröhlichen Daseins ist Schluss. Es stirbt. Seine wichtigste Aufgabe war es, für den Fortbestand zu sorgen.
Noch mehr Gartenthemen:
Bei uns im Garten gibt es immer viel zu entdecken. Kennst Du schon die Kirschessigfliege, die es von Japan zu uns geschafft hat oder den gefräßigen Buchsbaumzünsler, der ebenfalls eingeschleppt wurde. Die schleimigen Schnecken und der lästige Dickmaulrüssler machen wir auch oft das Leben schwer. Da sind die vielen Blattläuse das kleinste Übel.
Ein Schädling im Garten?
Zwar ernährt sich der Käfer von verschiedenen Frühblühern, aber er gilt gemeinhin nicht als Schädling. Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel konnte ich jedenfalls keine einschlägigen Berichte finden. Auch im Garten wären mir keine Schäden aufgefallen, die eindeutig auf dieses Krabbeltier zurückgehen würden. Aus diesem Grund ist jedenfalls keine Bekämpfung notwendig.
Zusammenfassung
Der schwarzblaue Ölkäfer ist besonders im April und Mai interessant zu beobachten, wenn auch mit ausreichend Abstand. Er gehört zu den wenigen wirklich giftigen Tieren in Mitteleuropa und dies sollte nicht verharmlost werden. Denn ob ein Gift im Einzelfall nun tödlich ist oder nicht, hängt auch vielfach von der körperlichen Konstitution und Vorerkrankungen der betroffenen Person ab.
Hast Du dieses Insekt auch schon in Deinem Garten entdeckt? Wie hast Du reagiert?
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Ich habe den Kindern jedenfalls eingeschärft, dass dieser Käfer auf keinen Fall angefasst wird!
Bis bald und baba,
Kathrin
Ein äußerst interessanter Artikel, da ich von dieser Art noch nie etwas gehört habe aber gut zu wissen, dass so etwas im Garten herumkrabbelt. Danke für diese ausführliche Info.
Habe Dir ein Bild geschickt.HoffeDu kannst damit was anfangen L.G.
Vielen Dank, ich werde es mir anschauen.
LG Kathrin