Seit ein paar Jahren steht das Thema Kirschessig bekämpfen jeden Sommer am Programm. Denn diese aus Asien eingeschleppte rötliche Fruchtfliege ist ein Schädling der übelsten Sorte. Sie befällt Brombeeren, Himbeeren, Kirschen aber auch Holunder, um nur einige Beispiele zu nennen, kurz vor der Reife. Die Früchte werden dann innerhalb kürzester Zeit matschig, sind voller Maden und stinken fürchterlich nach Essig. Sie sind mit einem Wort ungenießbar. Wie Du Deine Ernte dennoch schützen und retten kannst, möchte ich Dir in diesem Beitrag verraten.
Ab 2018 machte sich im Garten ein neuer, heimtückischer Schädling breit. Eine nur wenige Millimeter große rote Fliege, die man kaum aktiv wahrnimmt: die Kirschessigfliege! Eine Katastrophe für alle gängigen Obst- und Beerenarten, wie Himbeeren, Brombeeren, Holunder, Kirschen, Weintrauben, Heidelbeeren, Äpfel und Marillen. Denn sie befällt nahezu alle weichschaligen, rot- bis blaufärbigen Früchte. Bei mir sind in erster Linie die Brombeeren und die Holunderbeeren betroffen. Nachdem ich kaum noch etwas ernten konnte, habe ich nun hart durchgegriffen – mit Erfolg. Es gibt nun endlich wieder eigene Beeren aus dem Garten.
Doch wer oder was ist die Kirschessigfliege?
Die Kirschessigfliege oder rote Fliege wurde in Österreich und Deutschland laut Wikipedia das erste Mal 2011 nachgewiesen. Aufgrund ihrer rasanten Vermehrung mit bis zu 15 Generationen pro Saison in ihrer asiatischen Heimat, wird sie als massiver Schädling im Obst- und Beerenanbau eingestuft. Zwar soll entsprechend der Experten in europäischen Ländern die Kirschessigfliege nicht so viele Generationen schaffen, aber die, die sie hervorbringt, reichen aus, um massive Einbußen bei der Ernte zu erleiden. Selbst ein Totalausfall ist locker möglich.
Überhaupt wenn man beachtet, dass die Kirschessigfliege in einem Temperaturbereich von 10°C bis -3°C aktiv ist. Lediglich Temperaturen von über 30°C schränken die natürliche Vermehrung ein, da die Männchen bei hohen Temperaturen steril werden. Doch eines ist sicher, mit dem Auftreten der Kirschessigfliege ist der Anbau von Hollunder, Brombeeren und Himbeeren, wie wir ihn bislang kannten, Geschichte ist. Insbesondere, da sie im Gegensatz zur heimischen Fruchtfliege nicht bereits faulendes, überreifes Obst befällt, sondern gesunde Früchte kurz vor der Ernte. Ein Zeitpunkt, zu welchem eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln nahezu unmöglich ist. Wirklich effektiv sind derzeit im Hausgarten nur Netze (*).
Die Kirschessigfliege, Drosophila Suzukii, ist etwa 2 bis 3 mm groß. Markant sind insbesondere die roten Augen der ansonsten eher braungefärbten Insekten. Diese stechen so hervor, dass die Insekten wie eine rote Fliege erscheinen. Ebenfalls sehr auffällig ist der schwarze Fleck auf den Flügeln der männlichen Exemplare. Die weiblichen Tiere verfügen über einen Legebohrer am Hinterteil, welcher es ihnen ermöglicht die Früchte zu öffnen und darin die Eier abzulegen. Die durch den Legebohrer entstandenen Löcher sind auch später noch manchmal zu erkennen. Da bei passenden Temperaturverhältnissen (etwa 25°C und oftmals feuchtes Wetter) die Entwicklung vom Ei bis zur Fliege in etwa 8 Tagen abgeschlossen ist, schafft die Kirschessigfliege zahlreiche Generationen pro Jahr.
Eine kühlere Witterung verzögert jedoch die Entwicklung der Larven, die in den Früchten als auch im Boden leben, so dass es dadurch zu einem leichten Zeitgewinn kommt.
EXKURS: Laut Wikipedia legt ein Weibchen etwa 1 bis 3 Eier pro Frucht und etwa 16 Eier pro Tag ab. Im Laufe ihres Lebens, welches ein paar Wochen aber auch ein paar Monate lang dauern kann, legt die weibliche Kirschessigfliege etwa 300 bis 400 Eier. Das ist eine schier unglaubliche Anzahl und der Hauptgrund für die explosionsartige Vermehrung.
Hat die Kirschessigfliege erst einmal ihre Eier in der Frucht abgelegt, nimmt das Übel seinen Lauf. Etwa zwei bis drei Tage nach der erfolgten Eiablage ist die Frucht ungenießbar, denn die sich rasch entwickelnden Maden sind dann bereits aktiv und ernähren sich vom Fruchtfleisch. Dadurch werden die Früchte rasch matschig und labbrig weich. Und zu guter letzt besiedeln auch noch Pilze und Bakterien die betroffene Frucht, welche schlussendlich für den Gestank nach Essig verantwortlich sind.
Die adulten, vorwiegend weiblichen Kirschessigfliegen überwintern an frostfreien Plätzen und können eigentlich das ganze Jahr über angetroffen werden, auch an milden Wintertagen. Denn schon eine Temperatur von etwa 10°C reicht aus, damit sie aktiv werden. Bei meinen Recherchen zu diesem Artikel habe ich zudem meine eigene Erfahrung bestätigt bekommen, dass etwa im Juli ein erster Befall zu registrieren ist und sich dieser von September bis Oktober zuspitzt. Denn gegen Ende der Gartensaison sind nicht einmal mehr die letzten reifenden Himbeeren vor den Tieren sicher, obwohl die Himbeeren in meinem Garten nicht an erster Stelle des Speiseplans stehen.
Einen Befall mit der Kirschessigfliege erkennen
Ganz ehrlich, einen Befall mit der Kirschessigfliege zu erkennen, ist verdammt schwer, aber an den nachfolgenden Punkten, kannst Du Dich orientieren:
- Früchte sind teilweise beschädigt
- Früchte sind stellenweise matschig und weich
- es fällt ein unangenehmer Geruch nach Essig auf
- erntest Du ein Schüsselchen voll Beeren und lässt dieses kurz stehen, zeigen sich oftmals innerhalb kürzester Zeit winzige Fliegen, die sich kaum vertreiben lassen
noch mehr Artikel über Schädlinge im Garten:
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Was kann man gegen die Kirschessigfliege bzw. rote Fliege tun?
Da es sich die Kirschessigfliege nunmal in Österreich gemütlich gemacht hat, wir sie sicher nicht mehr los werden und sie nur wenige bis gar keine natürliche Fressfeinde hat, muss man sich wohl mit ihr arrangieren. Und nein, Vögel und andere Kleintiere fressen befallenes Obst und Beeren aufgrund des widerlichen Geschmacks nach Essig wirklich nicht. Also bleibt nichts anderes übrig als selbst aktiv zu werden:
Kirschessigfliegen-Fallen
Um einen Befall mit der Kirschessigfliege nachzuweisen, kannst Du spezielle Kirschessigfallen (*) aufhängen. Diese verfügen über rote Deckel mit winzigen Öffnungen zwischen Deckel und Behälter. Der Deckel ist aus einem bestimmten Grund rot. Rot ist die bevorzugte Farbe der Kirschessigfliege. Je dunkler es ist desto anziehender wirkt es auf die Insekten. Die Kirschessigfliegen-Fallen werden mit einer Mischung aus Apfelessig, Rotwein, Wasser, Spülmittel und Aceton (*) (Nagellackentferner) befüllt. Der Geruch dieser Mischung wirkt magisch auf die Tiere.
Sind sie einmal in der Falle gelandet, kommen sie nicht mehr heraus. Aber einen Wehmutstropfen gibt es bei der Kirschessigfliegen-Falle (*), sie zeigt eher das Vorhandensein der Tiere an, für eine effektive Bekämpfung ist sie allerdings zu wenig, auch wenn durch ihren Einsatz die Population zumindest etwas reduziert wird.
Zusätzlich kannst Du die Fallen mit Gelbtafeln versehen, welche die Fliegen zusätzlich anlocken und auf deren Leimfilm die Schädlinge kleben bleiben. Allerdings ist dies im Freiland gar nicht so einfach, weil auch zahlreiche andere Insekten in den Klebefallen landen.
Fallobst und kaputtes Obst entfernen
Fallobst, beschädigtes Obst sowie kaputte Beeren müssen rigoros entsorgt werden. Am Besten über die Biotonne, nachdem die Beeren zuvor zum Beispiel in einem Gefäß mit kochend heißem Wasser überbrüht wurden. Aber auf keinen Fall darfst Du die Beeren über den hauseigenen Kompost entsorgen. Sonst schaffst Du nur noch eine weitere Brutstätte.
Zudem musst Du sämtliches Fallobst unter den Pflanzen entfernen und darfst im gleichen Zuge schlechte Früchte auch nicht einfach auf den Boden werfen. Beides fördert ebenfalls eine weitere Ausbreitung der Kirschessigfliege.
Natürliche Feinde
Zwar verfügt die Kirschessigfliege auch über natürliche Feinde, wie Spinnen, Vögel und andere Insektenfresser, doch aufgrund der hohen Vermehrungsrate des Schädlings sind diese meist chancenlos unterlegen.
Anfällige Pflanzen vor dem Farbumschlag der Früchte mit einem Kirschessigfliegennetz schützen
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, wenn Du nicht willst, dass Deine Brombeeren, Himbeeren und Co von der Kirschessigfliege befallen werden, dann hilft nur das Anbringen spezieller, sehr engmaschiger Schutznetze (*). Wichtig ist allerdings darauf zu achten, dass das Kirschessigfliegennetz sehr engmaschig ist und noch vor dem ersten Farbumschlag der Früchte montiert wird. Der beste Zeitpunkt ist direkt nach der Blüte.
Beim Ausbringen des Kirschessigfliegennetzes musst Du darauf achten, dass die gesamte Pflanze umschlossen ist. Es darf keine Löcher, Ritzen oder sonstige Öffnungen geben. Damit die Kirschessigfliege nicht von unten einwandert, empfehle ich Dir das Netz am Boden zu beschweren. Außerdem musst Du dafür Sorge tragen, dass das reifende Obst nicht das Netz berührt. Andernfalls könnte es passieren, dass es durch das Netz hindurch zur Eiablage kommt und dann wäre die Ernte wieder verloren.
Um das Kirschessigfliegennetz richtig anbringen zu können, haben wir inzwischen für die Brombeeren und den Holunder einen Rahmen aus Holz gebastelt. Wie wir das genau gemacht haben, findest Du in der folgenden Anleitung:
Kirschessigfliege bekämpfen: rote Fliegen an Brombeeren, Essiggestank
Kochutensilien
- Akkubohrschrauber
- Stichsäge
Material
- 4 Stück Kanthölzer ca. 4×4 cm, Länge optional
- 4 Stück Einschlagbodenhülse in passender Größe, NiRo oder verzinkt
- 8 Stück Holzlatten z.B. 1,8×3,6 cm, nach Bedarf als Abstandshalter und zur Stabilisierung
- Schrauben nach Bedarf, NiRo
- Kirschessigfliegennetz
- Steine zum Beschweren
Anleitungen
- Einschlagbodenhülsen, wenn möglich, quadratförmig rund um die zu schützende Pflanze einschlagen. Dabei auf einen ausreichenden Abstand achten.
- Die Kanthölzer je nach Bedarf entsprechend mit einer Stichsäge (*) ablängen. Sie sollten nicht zur kurz sein, da die Pflanzen über den Sommer auch wachsen.
- Jeweils ein Kantholz in einer Einschlagbodenhülse (*) montieren und mit Schrauben sowie einem Akkubohrschrauber (*) fest schrauben.
- Die vier Kanthöler mit jeweils 4 Stück Holzlatten miteinander verbinden und stabilisieren.
- Auf mittlerer Höhe der Konstruktion eine weitere Umrand aus Holzlatten abringen.
- Das Kirschessigfliegennetz (*) vorsichtig über die Konstruktion stülpen und mit Wäscheklammern fixieren. Am Boden sollte es mit Steinen beschwert werden.
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Chemische Bekämpfung der Kirschessigfliege
Eine chemische Bekämpfung der Kirschessigfliege ist im Hausgarten und aufgrund des späten Befalls der Früchte kurz vor der Ernte nicht möglich. Zudem ist derzeit am Markt auch kein Insektizid erhältlich, welches effektiv gegen diesen Schädling wirkt. Dies ist auch auf die extrem schnelle Vermehrung der Kirschessigfliege zurückzuführen, denn vom Ei bis zur Larve dauert es nur wenige Tage.
Was tun, wenn die Kirschessigfliege schon da ist?
Wenn sich die Kirschessigfliege erst einmal breit gemacht hat, ist wohl oder übel ein Großteil der Ernte verloren. Da der Befall durch die etwa 3 mm großen, weißen Maden beim Pflücken nicht immer unmittelbar erkennbar ist, empfehle ich das Einfrieren der Früchte nach der Ernte. Hierzu legt man insbesondere Brombeeren, Himbeeren, Heidelbeeren und Holunder einzeln auf einer passenden Unterlage auf und steckt sie über Nacht in den Tiefkühler. Wenn es frostig wird, versuchen die Maden ihren Unterschlupf zu verlassen, frieren aber dabei fest. So lassen sich von den Maden der Kirschessigfliege befallene Früchte recht einfach aussortieren.
Eine ekelige Entdeckung bei den Holunderbeeren
Die Maden der Kirschessigfliege habe ich das erste Mal 2018 im eingefrorenen Holunder entdeckt. Schon beim Öffnen des Gefriersackerls fiel mir ein eigenartiger Geruch nach Essig auf. Anfangs habe ich mir noch wenig dabei gedacht, jedoch bei näherer Betrachtung der tiefgekühlten Holunderbeeren kam mir das Grausen. Überall waren kleine, weiße Maden. Die gesamte Ernte war somit für die Tonne.
Welche Pflanzen befällt die Kirschessigfliege?
Bei meinen Recherchen zu diesem Blogbeitrag musste ich schweren Herzens feststellen, dass die Kirschessigfliege nahezu jede Obst- und Beerenpflanze befällt, welche in unserem Garten wächst. Egal, ob es sich um Erdbeeren, Himbeeren, Holunder, Brombeeren, Wein, Äpfel, Kirschen oder Marillen handelt, dieser Schädling verschmäht nichts davon. Einziger Trost, ist die Schale ein wenig härter, wie beim Apfel, schlägt die Kirschessigfliege erst zu, wenn die Frucht bereits gröbere Verletzungen in ihrer Außenhaut aufweist. Leider kann zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abschließend gesagt werden, welche Pflanzen in Zukunft von der asiatischen Kirschessigfliege noch bedroht sein werden. Herrliche Aussichten, nicht wahr?
Viel Erfolg beim Unterfangen Kirschessigfliege bekämpfen, Du wirst sehen mit den richtigen Maßnahmen kannst Du Dein Obst und Deine Beeren wieder ernten!
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Kathrin
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