Ein echtes Steirisches Ritschert nach Omas Rezept ist das perfekte Essen für kalte Wintertage. Dieser Eintopf ist aufgrund seiner Zutaten, nämlich Feuerbohnen (in der Steiermark Käferbohnen genannt), Selchfleisch und Rollgerste sättigend und wärmt von innen. In unserer Familie ist dieser Eintopf mit Geschichte – ein ähnliches Gericht wurde bereits in der Eisenzeit verspeist – in der kalten Jahreszeit eigentlich nicht vom Speiseplan wegzudenken. Zudem ist das steirische Ritschert nach Omas Rezept der alleinige Grund, warum ich jedes Jahr überhaupt Feuerbohnen im Garten anbaue. Die Zubereitungsart, welche ich Dir heute verrate ist übrigens ein richtiger Familienschatz. Er geht zurück auf meine Urgroßmutter, die aus Kärnten stammte.
Wissenswertes über das Ritschert
Ritschert lässt sich zu Recht als alpiner Eintopf bezeichnen, denn dieses Gericht ist laut Wikipedia vor allem im Alpenraum von Slowenien über Österreich bis Bayern in unterschiedlichen Varianten verbreitet. Erstmals schriftlich erwähnt wurde das Ritschert das erste Mal im 15. Jahrhundert von einem italienischen Juristen, welcher es bei einem Essen im Gailtal genoss. Als Ritschert bzw. Rütschert wurde es schließlich im 16. Jahrhundert in einem Kochbuch aus dem Gebiet rund um den Tegernsee bezeichnet. Allerdings ist die Speise selbst wesentlich älter als seine historischen Erwähnungen in der frühen Neuzeit. Heute weiß man, dass das Ritschert bereits von den eisenzeitlichen Bergleuten in Hallstatt (Oberösterreich) gegessen wurde.
Steirische Variante vs. Kärntner Variante
Die Zubereitung des Eintopfs erfolgt, ähnlich den Kärntner Kasnudeln, in jeder Familie wohl ein wenig anders. Schließlich ist dieser Eintopf hinsichtlich der verwendbaren Gewürze und der Zugabe von Gemüse in einem gewissen Maß sehr variabel. Mein steirisches Ritschert nach Omas Rezept enthält zum Beispiel auch sehr viele Einflüsse aus Kärnten. Das liegt daran, dass die Eltern meiner Oma, also meine Urgroßeltern, beide aus Kärnten stammten und natürlich Einflüsse aus dem südlichsten Bundesland Österreichs mit in ihre neue Heimat in der Steiermark brachten. Diese wurden natürlich von meiner Oma übernommen und ihrerseits wieder an die nachfolgende Generationen weitergegeben.
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Wird das Kärntner Ritschert, sowie auch in vielen anderen Regionen von Österreich, mit dicken, weißen Bohnen zubereitet, so ist das Geheimnis des steirischen Ritscherts nach Omas Rezept die Verwendung von Käferbohnen (*) bzw. Feuerbohnen. Da Käferbohnen wesentlich aromatischer sind als weiße Bohnen, geben sie dem Gericht nicht nur seine typische Farbe, sondern auch einen unverwechselbaren Geschmack.
Aber nun möchte ich Dir das Rezept nicht weiter vorenthalten:
Kochanleitung: Steirisches Ritschert nach Omas Rezept
Bei Ritschert handelt es sich um eine typische Hausmannskost. Meine Oma konnte das Gericht aus dem Effeff kochen und benötigte dafür keine Mengenangaben. Als ich sie das erste Mal danach fragte, war ihre Antwort, da nimmst Du “beileifig” (= in etwa) so und so viel von den Käferbohnen, dem Selchfleisch und so weiter. Da ich damit aber eher wenig anfangen konnte, hat sie sich einmal die Zeit genommen, mir die Zubereitung doch im Detail zu erklären.
Das war auch gut so, denn ich finde, dieses Rezept einfach klasse. Es lässt sich nicht nur einfach zubereiten und vorbereiten, sondern hat auch einen herrlichen Geschmack. Es ist vielleicht ein wenig deftiger als heutige Gerichte, aber gut es ist auch ein echter Eintopf!
Ritschert nach Omas Rezept, steirisch
Zutaten
- 3,5 Liter Wasser
- 300 Gramm Feuerbohnen (Käferbohnen)
- 250 Gramm Rollgerste
- 500 Gramm Selchfleisch z.B. Teilsames, in Würfel geschnitten
- 1 Stück Suppenwürfel klare Rindsuppe
- 4 Lorbeerblätter
- 3 Knoblauchzehen gepresst
- 1 EL Butter
- 2 EL Mehl
- 1 Schuss Milch
- Majoran
- Salz
- Pfeffer
Zubereitung
Ritschert vorbereiten
- Käferbohnen über Nacht in einem großen Topf (*) im kaltem Wasser einweichen.
- Am nächsten Tag die Käferbohnen im selben Wasser, in welchem sie eingeweicht waren, etwa eine Stunde lang kochen.
- Nach ca. einer halben Stunde der Kochzeit der Feuerbohnen das in Würfel geschnittene Selchfleisch und die Rollgerste (*) hinzugeben.
- Anschließend Suppenwürfel, Lorbeerblätter, Knoblauch und Majoran hinzugeben.
- Sind die Käferbohnen (*) noch hart, den Eintopf so lange auf schwacher Hitze weiterköcheln bis alle Zutaten weich sind.
- Zum Schluss mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Einbrenn zubereiten
- Mehl, Milch und Butter in einen kleinen Topf geben und unter rühren bei schwacher Hitze so lange rösten bis sich eine goldgelbe Masse bildet.
- Die fertige Einbrenn anschließend in den Eintopf geben und diesen so lange auf kleiner Flamme weiterköcheln bis sich alle Klumpen aufgelöst haben.
Weitere Hinweise zur Zubereitung des Gerichts steirisches Ritschert nach Omas Rezept:
HINWEIS 1: Getrocknete Käferbohnen (*) und Rollgerste benötigen zum Aufgehen sehr viel Wasser und geben beim Kochen aber wiederum sehr viel Stärke ab. Daher kann es leicht passieren, dass Du am Ende ein perfektes steirisches Ritschert nach Omas Rezept etwas mehr Wasser benötigt, damit es nicht zu dick wird. Leider ist es nicht möglich die genaue Wassermenge exakt vorab abzuschätzen.
HINWEIS 2: Ritschert ist ein variables Gericht. Daher steht es Dir frei, die Menge der Hauptzutaten ein wenig zu variieren. Du kannst also zum Beispiel gerne etwas mehr Fleisch verwenden oder die Menge der Rollgerste erhöhen. Allerdings passt meiner Meinung nach zu dieser Art der Zubereitung von Ritschert kein Wurzelgemüse, wie es vielfach auch verwendet wird.
Gutes Gelingen beim Nachkochen des Gerichts steirisches Ritschert nach Omas Rezept, ein fantastischer Eintopf mit historischen Wurzeln!
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Kathrin
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Das klingt sehr verführerisch. Ich war als Kind ganz oft in Kärnten. Dieses Rezept kannte ich allerdings nicht. Kann sein das es daran liegt, dass wir immer nur im Sommer dort waren. Es passt halt viel besser zum Winter. Der ja jetzt kommt. Dann werde ich dein Rezept mit Sicherheit nachkochen.
Eines würde ich mir wünschen wenn ich darf: Eine Druckversion der Rezepte wäre klasse.
Liebe Grüße
Claudia
Liebe Claudia, vielen Dank für das liebe Kommentar und den Anstoss zur Druckversion. Ich werde mir das Mal durch den Kopf gehen lassen.
LG Kathrin
Werde ich demnächst nachkochen. Finde dieses sehr gut!